Die erfolgreiche Arbeit der Bildungsfachkräfte ist das Ergebnis eines Projekts, das die SozialstiftungNRW mit knapp 330.000 Euro unterstützte. Im Rahmen des Vorhabens „Inklusive Bildung NRW“ waren seit 2019 erstmals in Nordrhein-Westfalen Menschen mit geistiger und teilweise auch körperlicher Beeinträchtigung zu Experten in eigener Sache ausgebildet worden. Seit August vergangenen Jahres sind die sechs Bildungsfachkräfte fest bei der TH Köln angestellt. Sie zeigen Studierenden sowie Lehr-, Fach- und Führungskräften, wie Inklusion praktisch funktionieren kann. In Seminaren in ganzer Semesterlänge, Workshops oder auch Einzelberatungen vermitteln sie die spezifischen Bedarfe und Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung auf Augenhöhe und aus erster Hand. Unterstützt werden sie dabei von drei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen sowie einer studentischen Hilfskraft. Dieses Koordinations-Team organisiert nicht nur die Seminare der Bildungsfachkräfte innerhalb der TH Köln, sondern auch Außeneinsätze. So waren die Inklusionsexperten bereits bei der Katholischen Hochschule NRW in Münster, der Hochschule Osnabrück, der Universität Bielefeld und der Fachhochschule Kärnten im Einsatz. Die Bildungsfachkräfte beraten nicht nur Studierende aus pädagogischen Fachrichtungen, sondern unter anderem auch angehende Architekten oder Designer. Kooperationen bestehen außerdem mit dem Landschaftsverband Rheinland und der Stadt Köln, dem Integrationsfachdienst Kleve, dem Berufskolleg Glockenspitz, dem Betreutes-Wohnen-Träger "Inklusio" und der Diakonie Michaelshoven. Seit dem Wintersemester 2022/23, nach Abschluss ihrer Qualifizierung, haben die Bildungsfachkräfte so insgesamt rund 150 Lehrveranstaltungen, Vorträge und Fortbildungen gehalten. Damit haben sie rund 1.300 Menschen erreicht.
Das aktuelle Seminar an der TH Köln richtet sich an Bachelor-Studierende der Sozialen Arbeit sowie der Kindheitspädagogik und Familienbildung. „Ich erkläre zum Beispiel, wie man Bildungsveranstaltungen barrierefreier machen kann“, sagt Luca Prachthäuser. Der 26jährige ist dabei unter anderem eine Stimme für Menschen mit Sprachbeeinträchtigung. Da er nicht sprechen kann, kommuniziert er mit Hilfe eines sogenannten Talkers. Er drückt sich aus, indem er auf einem Touchscreen bunte Symbolbilder sowie Buchstaben und Zahlen anklickt. Der Computer lässt die eingetippten Befehle dann als elektronische Männerstimme erklingen. Der Umweg über den Talker macht die Kommunikation natürlich etwas langsamer als das direkt gesprochene Wort. Doch während Luca Prachthäuser die rund 30 Studentinnen und Studenten zum Seminar begrüßt, ist es mucksmäuschenstill. Professionell gibt er anschließend das Wort weiter an seine beiden Kolleginnen Jennifer Cöllen und Jil-Marie Zilske, die das Seminar gemeinsam mit ihm leiten. Unterstützt werden die Bildungsfachkräfte dabei von Kosima Kosak und Lilly König. Sie gehören zum dreiköpfigen Koordinations-Team.