Manege frei für alle

Der Circus Schnick-Schnack in Herne führt Menschen aller Couleur zusammen. Er gibt vor allem Kindern und Jugendlichen die Chance, sich über Artistik, Tanz und Theater zu finden und zu entwickeln. Die Zeltstadt des Zirkus musste 2023 komplett neu aufgebaut werden.

Mehrere Kinder stehen auf einer kleineren Bühne und geben eine Vorführung im Circus Schnick-Schnack

Vorhang auf für junge Menschen

Das Zelt ist mit 280 Besucherinnen und Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Vorstellung kann beginnen. Jetzt heißt es „Manege frei!“ für die kleinen und größeren Artistinnen und Artisten vom Circus Schnick-Schnack in Herne. Es wird jongliert und geturnt, getanzt und gezaubert, auf Stelzen gelaufen und Einrad gefahren, Theater gespielt und Musik gemacht. Das alles in einer bühnenreifen Umgebung mit den dazugehörigen Licht- und Sound-Effekten. Am Ende gibt es tosenden Applaus als Belohnung.

Neun Monate lang hat sich das zum Großteil jugendliche Ensemble des Circus Schnick-Schnack auf die Vorstellungswoche vorbereitet, miteinander Ideen entwickelt und ausgiebig trainiert. Leistungsdruck, Konkurrenz und Missgunst aber existieren in der Zirkusfamilie nicht. Kinder, Jugendliche und Erwachsene träumen, üben, arbeiten und feiern zusammen. Dabei muss natürlich niemand eine „akrobatische Karriere“ anstreben. Denn auch sonst gibt es eine Menge zu entdecken und zu tun. Es müssen Requisiten gebaut, Kostüme geschneidert, Texte geschrieben, Musik ausgewählt, Bühnentechnik gesteuert und auch fürs leibliche Wohl gesorgt werden. Jede und jeder bringt die eigenen Interessen und Talente, damit der Zirkus am Ende sein magisches Gesicht entfalten kann. In jeder der beiden Veranstaltungswochen pro Jahr – die große Zeltwoche rund um Fronleichnam und eine Woche im Winter – freut man sich dann auf über 3.250 Besucherinnen und Besucher aus ganz NRW.

Circus Schnick-Schnack e.V.
Herne
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Nordrhein‑Westfalen e.V.
Invest
2022
441.000€

Hier kann jeder Zirkus machen

Kinderartisten sitzen in der Manege und haben Spaß
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Zweimal pro Woche findet ein offenes Training für alle statt, die Zirkusluft schnuppern wollen – ohne Eintritt und vorherige Anmeldung, versteht sich. Dabei wird die Qualität der pädagogischen Begleitung großgeschrieben. Die Projektgruppenleiterinnen und -leiter haben entweder eine entsprechende Ausbildung oder sind selbst im Zirkus herangewachsen und dadurch über viele Jahre hinweg geschult. Der Fokus liegt bei allen Aktivitäten auf einem partizipativen und selbstbestimmten Ansatz. Die Kinder und Jugendlichen werden auf diese Art dazu befähigt, die Prozesse in den Projektgruppen eigenständig zu gestalten und auf Augenhöhe mitzuwirken, wobei sie viel Freiraum haben und Wertschätzung erfahren.

Mehr als eine Zirkusfamilie

Der Circus Schnick-Schnack hat seinen Ursprung in einer Idee, die 1997 gemeinsam von fünf Familien ins Leben gerufen wurde. Von Beginn an war es diesen wichtig, das Gemeinschaftsprojekt generationsübergreifend, divers und inklusiv zu gestalten. Der Verein zählt heute rund 300 Mitglieder und erreicht über seine vielfältigen Angebote jährlich über 800 Kinder. Viele dieser Kinder sind sozial benachteiligt, haben eine Behinderung und/oder eine Einwanderungsgeschichte.

Heute ist der Circus Schnick-Schnack e. V. Träger der Freien Jugendhilfe und Projektpartner des Bundesbildungsministeriums im Rahmen des Aktionsprogramms „Kultur macht stark − Bündnisse für Bildung“. Grundsätzlich finanziert sich der Verein über frei wählbare Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Spenden selbst. 

Mehrere Kinder stehen auf einer kleineren Bühne und geben eine Vorführung im Circus Schnick-Schnack

„Wir agieren als große Familie jenseits soziokultureller Schranken. Alle Kids und Jugendlichen, die sich bei uns einbringen, entwickeln nicht nur ihre motorischen Fähigkeiten, sondern lernen auch soziale Kompetenz und Eigenverantwortung.“

Christopher Deutsch, Pädagogische Leitung

Neuer Standort, neues Glück

Mehrere Kinder des Circus Schnick-Schnack haben einen Kreis gebildet, in dem sie sich für eine Vorstellung einschwören
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Vor einigen Jahren aber stand plötzlich fest, dass der Circus Schnick-Schnack das bis dahin genutzte Pachtgelände verlassen muss. Zum Glück ergab es sich, dass die Stadt Herne eine neue Fläche für die Zeltstadt zur Verfügung stellte – in unmittelbarer Nachbarschaft einer Grundschule.

Der Verein beantragte im Rahmen des Standortwechsels die Anschaffung einer ca. 1.000 m2 großen neuen Zeltstadt, die ein Veranstaltungszelt und zwei Trainingszelte umfasst. Hinzu kommt eine ca. 200 m2 große Containeranlage mit Büros, Werkstätten und Lagerräumen.

Das gesamte Gelände wurde barrierefrei gestaltet und mit einer ressourcenschonenden Heizungsanlage ausgerüstet. Die Gesamtkosten für den Neubau belaufen sich auf rund 900.000 Euro, wovon die SozialstiftungNRW knapp 441.000 Euro beisteuerte.