Zusammen engagiert

Die youngcaritas Warburg fördert gemeinsame Aktionen junger Menschen mit und ohne Behinderung

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Junge Menschen mit Beeinträchtigung engagieren sich deutlich seltener in ihrer Freizeit als der Durchschnitt. Grund sind vielfältige Barrieren. Wie es anders gehen kann, zeigt die youngcaritas in Warburg. Sie fördert mit finanzieller Unterstützung der SozialstiftungNRW inklusive Aktionen Jugendlicher.

Warburg. Wie lässt sich ein Lochmuster in Herzform in eine Holzplatte brennen? Womit glättet man Schnittkanten? Für Leon* ist das kein Problem. Im Werkraum der Laurentiusschule kennt sich der 17jährige aus. Fachkundig leitet der Förderschüler Kinder und Jugendliche an, die zur Holzwerkstatt der youngcaritas in Warburg kamen, um mit Holz zu basteln. "Es war richtig cool zu sehen, dass die Expertise in diesem Fall bei dem Jugendlichen mit Behinderung lag", freut sich Carolin Schnückel. Sie ist Projektleiterin der youngcaritas Warburg, die vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Warburg getragen wird. 

*Name geändert

Jugendliche mit Behinderung als Experten

"Es ist unser Ziel, dass die Perspektiven gewechselt werden und sich Jugendliche mit Behinderung einmal als Experten erleben, die etwas weitergeben können", erklärt Schnückel. Doch das war bislang selten der Fall. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass junge Menschen mit Behinderung bei den Projekten und Aktionen der youngcaritas Warburg stark unterrepräsentiert gewesen seien, sagt Schnückel. Das Projekt "Auf Augenhöhe" möchte das ändern. Die SozialstiftungNRW fördert das Vorhaben mit 80.000 Euro.

Menschen mit Behinderung haben es häufig schwerer, aktiv zu werden. Laut dem zweiten Teilhabebericht der Bundesregierung engagieren sich etwa 25 Prozent der Menschen mit Behinderung freiwillig, zum Beispiel in Vereinen, Selbsthilfegruppen oder sozialen Diensten. Das sind fünf Prozent weniger als Menschen ohne Behinderung. Das Engagement scheitert oftmals an Barrieren wie zum Beispiel fehlenden Fahrstühlen oder Räumen, die für Rollstuhlfahrer zu eng sind. Informations- oder Infomaterial ist häufig nicht in leichter Sprache verfügbar. Und nicht zuletzt besteht die Barriere oftmals in den Köpfen. Jugendliche mit und ohne Behinderung begegneten sich in ihrer Alltagswelt oft gar nicht, stellte die youngcaritas Warburg fest.

Gemeinsam inklusive Aktionen gestalten

Mit dem Projekt "Auf Augenhöhe" möchte die youngcaritas die Barrieren beseitigen und arbeitet dazu mit den verschiedenen Schulen vor Ort zusammen. Dazu startete sie gezielt Aktionen, bei denen sich Jugendliche mit und ohne Behinderung begegnen und zusammen aktiv werden. Einmal im Monat gibt es ein kreatives Angebot. Mal ist es eine offene Werkstatt, wo frei nach Lust und Laune gebastelt, gemalt oder gehandarbeitet wird. Dazwischen werden besondere Aktionen wie zum Beispiel die Holzwerkstatt oder aber ein Theaterworkshop angeboten. Ziel sei es, dass die Jugendlichen langfristig ein inklusives Ehrenamtsteam bilden, das eigene Aktionen entwickelt, erklärt Schnückel. So plane etwa eine engagierte Jugendliche derzeit ein inklusives Sportangebot.
Die youngcaritas ist aber auch dabei, bereits bestehende Aktionen so gestalten, dass sie künftig inklusiv sind. Wie das aussehen kann, zeigt sich zum Beispiel bei der Smartphone-Sprechstunde, in der Jugendliche Senioren beraten. Hier waren nun erstmals auch Förderschülerinnen und -schüler im Einsatz, die den Senioren weiterhelfen konnten.

Und nicht zuletzt möchte die youngcaritas mit ihrem Projekt auch auf das Thema Inklusion und Barrierefreiheit in der Stadtgesellschaft aufmerksam machen. An der Woche gegen Rassismus beteiligte sich die youngcaritas zum Beispiel mit einem inklusiven Mitbring-Frühstück. Es sei schön zu beobachten, wie bei solchen Begegnungen Berührungsängste abgebaut würden, berichtet Schnückel. Jugendliche mit und ohne Behinderung sowie mit und ohne Migrationshintergrund hätten zusammen Spaß. Die Projektleiterin ist überzeugt, dass Angebote, selbst aktiv zu werden, gut gegen die digitale Welt konkurrieren können. "Wir sehen bei den Aktionen immer wieder begeisterte junge Leute, die strahlen."